Zum Inhalt der Seite

Der rote Drache und der Stein der Weisen

Harry & Draco
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2 – „Du bist … Harry Potter!“

Unglücklich und ratlos stand Harry am Gleis neun und zehn, auf der Suche nach Gleis neun dreiviertel. Er hatte bereits versucht einen Mitarbeiter anzusprechen, der ihm jedoch nicht weiterhelfen konnte und schließlich verärgert davon gegangen war.

Harry dachte gerade darüber nach, alles Mögliche an der Wand zwischen den Gleisen auszuprobieren – vielleicht funktionierte es so ähnlich wie die Wand der Winkelgasse – als eine Familie an ihm vorbei ging und Harry die Worte: „– alles voll mit diesen scheußlichen Muggeln!“ hörte.

Harry wandte sich hastig um, gesprochen hatte eine rundliche Frau, die mit ihren vier Jungen redete, alle hatten sie flammend rote Haare. Jeder von ihnen schob einen Gepäckwagen vor sich her – und sie hatten Eulen!

Mit klopfendem Herzen folgte Harry ihnen. Die Familie hielt an und Harry tat es ihnen gleich, nahe genug, um hören zu können, was sie sagten.

„Die Gleis-Nummer war?“, fragte die Mutter ihre Söhne.

„Neun dreiviertel“, brummte ein Junge, der ungefähr in Harrys Alter war.

„Richtig, Ron. Gut, Percy, du gehst zuerst.“

Der Älteste der Brüder marschierte Richtung Gleis neun und zehn. Harry beobachtete ihn genau und versuchte nicht zu blinzeln, um ja nichts zu verpassen. Aber gerade, als der Junge die Mauer erreichte, rauschte eine Gruppe Touristen vorbei, versperrte Harry die Sicht, und als sie wieder weg waren, war Percy verschwunden.

„Fred, jetzt du“, sagte die rundliche Frau.

„Bin nicht Fred, bin George!“, sagte der Junge. „Echt mal, du nennst dich unsere Mutter? Kannst du nicht sehen, dass ich George bin?“

„Entschuldige, George, mein Lieber.“

„War nur’n Witz, ich bin Fred“, sagte er und schon war er weg. Sein Zwilling rief ihm nach, er solle sich beeilen und das hatte er wohl auch, denn er war augenblicklich verschwunden. Harry fragte sich, wie er das nur angestellt hatte.

Nachdem der nächste der Brüder sich auf den Weg gemacht hatte, fasste Harry sich ein Herz und fragte: „Entschuldigen Sie …“

„Ja?“ Sie wandte sich Harry zu und musterte ihn misstrauisch. Als sie die Eule auf seinem Gepäckwagen sah, schien sie sich sichtlich zu entspannen. Harry hatte den Eindruck, sie hatte Sorge, ein Muggel hätte Wind davon bekommen, dass ihre Söhne sich in Luft auflösten. „Erstes Jahr in Howarts, Junge? Ron ist auch neu.“ Sie wies auf den jüngsten ihrer Söhne. Er war groß, dünn und schlaksig, mit Sommersprossen, großen Händen und Füßen und einer langen Nase.

„Ja“, sagte Harry. „Es ist nur so, ich weiß nicht wie –“

„Wie du zum Gleis kommst?“, half sie argwöhnisch nach, Harry nickte.

„Hm, haben dir deine Eltern das nicht erklärt?“, hakte sie nach und Harry hatte das Gefühl, als läge da etwas Lauerndes in ihrer Stimme.

„Ähm, nein …“, antwortete Harry kleinlaut und hoffte, seine verzwickte Situation nicht erklären zu müssen.

Die Frau betrachtete ihn noch einen Moment eingehend, dann wandte sie sich der Mauer zu und erklärte: „Es ist ganz einfach, du musst nur direkt auf die Mauer zwischen Gleis neun und zehn zugehen. Halte nicht an und hab keine Angst davor, du könntest in sie reinrasseln. Renn ein bisschen, wenn du nervös bist. Geh, Ron kommt dir gleich nach.“

„Ähm, okay“, sagte Harry.

Er drehte seinen Gepäckwagen und marschierte auf die Mauer zu. Weil Harry zusehends nervöser wurde, rannte er lieber ein bisschen, und gerade als er dachte, er müsse jeden Moment dagegen krachen, war er plötzlich auf „der anderen Seite“. Gleich neben ihm stand eine scharlachrote Dampflock und der Bahnsteig war überfüllt mit Leuten.

Harry hatte es geschafft.

Zwischen den Leuten am Gleis schlängelten sich Katzen in allen erdenklichen Farben und Eulen riefen sich schlecht gelaunt zu. Die ersten Wagons waren bereits voll mit Schülern, manche lehnten sich aus den Fenstern, um mit ihren Familien zu reden, andere kämpften um Sitzplätze.

Harry machte sich auf den Weg, um nach einem freien Wagen zu suchen, dabei kam er an einem rundgesichtigen Jungen vorbei. „Oma, ich hab meine Kröte verloren!“

„Ach, Neville“, seufzte seine Großmutter.

Harry schob sich weiter durch die Menge bis er ein leeres Zugabteil gefunden hatte. Bei dem Versuch, seinen furchtbar schweren Koffer in den Zug zu hieven, fiel ihm dieser zwei Mal schmerzhaft auf den Fuß.

„Hey, Harry!“

Er blickte auf und sah Draco auf sich zu laufen, seinen Koffer schrappend hinter sich herziehend. Er trug ein weißes Holzfällerhemd, beige kariert, die Ärmel hochgekrempelt und darunter ein hellgraues T-Shirt. Seine verwaschene Jeans hatte Löcher an den Knien, ein offenbar gern getragenes Kleidungsstück. In seiner freien Hand schleppte er eine ziemlich große Transportbox, Harry konnte eine schwarze, norwegische Waldkatze darin erkennen, die ihn dösig ansah.

„Draco! Wie geht’s?“, grüßte Harry, froh ein vertrautes Gesicht zu sehen.

Draco erreichte das Zugabteil. „Ganz schön schwer, was?“, kommentierte er grinsend und nickte mit dem Kinn zu dem Koffer.

Harry seufzte, stemmte die Hände in den Rücken und streckte ihn durch. „Kannst du laut sagen …“

„Ich helf dir.“

„Danke.“

„Kein Ding, musst mir ja dann auch mit meinem helfen“, sagte Draco scherzhaft, packte den Koffer am hinteren Ende und Harry das vordere. Gemeinsam schafften sie es schließlich, das Gepäck im Abteil zu verstauen.

Ächzend wischte sich Harry über die Stirn und strich sich dabei sein widerspenstiges Haar aus den Augen. Er merkte, wie Dracos Augen an Harrys Narbe hängen blieb.

„Wie war dein Nachname noch gleich …?“, fragte Draco nachdenklich.

„Potter“, antwortete Harry tonlos. Er konnte regelrecht zusehen, wie es im Kopf seines neuen Freundes zu arbeiten begann. „Und jetzt dein Koffer“, sagte er und eilte zu Dracos Gepäck.

Dort stellte er fest, dass die beiden nicht mehr allein waren. Ein Mann, der wie eine ältere Version von Draco aussah, stand hinter dem Koffer und hob diesen gerade an. Harry war sich sicher, dass das Dracos Vater sein musste.

„Hallo“, grüßte er den Mann freundlich.

Dieser blickte auf. „Oh, hallo. Du musst Harry sein! Mein Sohn hat mir von dir erzählt.“

Draco tauchte augenblicklich neben Harry auf, der noch immer in der Abteiltür stand. Zu Harrys Erstaunen war sein neuer Freund sogar noch blasser geworden, was Harry für kaum möglich gehalten hätte.

Draco wandte sich Harry zu. „Du bist … Harry Potter!“

Sein Vater ließ den Koffer versehentlich fallen, auf seinen Fuß, und fluchte leise.

Harry lächelte Vater und Sohn verlegen an und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Jaah, bin ich … Ähm … wollen wir nicht deinen Koffer in den Zug schaffen?“

Draco sah Harry noch einen kurzen Moment mit offenem Mund an, dann riss er sich aus seinem Gedankengang und nickte eifrig. Dracos Vater rieb sich den Fuß und brummte, dass „die Muggel-Art“ doch zu umständlich sei, zog seinen Zauberstab und ließ das Gepäck in den Zug schweben, wo er es mit einem Schlenker sich selbst verstauen ließ. Harry sah begeistert zu, er konnte gar nicht genug davon bekommen, andere beim Zaubern zu zusehen.

Dracos Vater kehrte zurück an den Bahnsteig, Draco hatte das Fenster des Zuges geöffnet.

„Also gut, mein Junge. Schreib mir, wenn du angekommen bist“, sagte sein Vater und lächelte breit, während eine blonde Frau auf sie zu kam, ebenso blass wie Draco und sein Vater.

„Draco, mein Lieber! Ich vermisse dich jetzt schon!“, sagte sie und blinzelte ungeweinte Tränen weg.

Dracos Wangen färbten sich leicht rosa. „Mum! Lass das!“, zischte er verlegen.

„Harry, es war mir eine Ehre, dich kennenzulernen! Lucius Malfoy, und das ist meine Frau, Narcissa“, stellte Dracos Vater sich und die blonde Frau neben sich vor, die Harry ein sanftes Lächeln schenkte.

Ein gellender Pfiff ertönte, hastig sprangen die letzten Nachzügler in den Zug und die Türen wurden geschlossen. Der Hogwarts-Express setzte sich in Bewegung, Lucius und Narcissa winkten Draco und Harry nach, bis der Zug abbog und sie nicht mehr zu sehen waren.

Harry spürte Aufregung in sich aufkeimen. Er wusste nicht, was vor ihm lag, aber es konnte nur besser sein als das, was er nun zurückließ.

Draco streckte die Beine aus, strich mit den Händen über seine Oberschenkel, betrachtete Harry neugierig, dann blickte er wieder hastig aus dem Fenster.

„Alles gut?“, fragte Harry lächelnd. Er wünschte sich, Draco würde aufhören so nervös zu sein. Er erwischte sich bei dem Gedanken, dass es ihm lieber gewesen wäre, Draco hätte nicht erfahren, er wäre der Harry Potter.

„W-wieso hast du mir bei Malkins nichts gesagt?“, fragte Draco schließlich und nestelte nervös an einem losen Faden seines Hemdes herum.

Harry zuckte mit den Schultern. „Ich bin bei meinen Verwandten aufgewachsen und hab erst vor kurzem erfahren, dass es eine Zauberer-Welt gibt, dass ich zaubern kann, dass ich berühmt bin … Ich vergesse das einfach, ehrlich gesagt. Ich bin als Niemand aufgewachsen.“

„Oh, wow! Wirklich?“ Erstaunt sah Draco Harry mit großen, grauen Augen an. „Aber warum haben deine Verwandten denn nichts erzählt?!“

„Weil sie nie wollten, dass ich nach Hogwarts gehe. Ich sollte auf eine Muggel-Schule gehen“, sagte Harry verbittert.

Dracos Wangen färbten sich wieder rot, dieses Mal jedoch vor Zorn. „WAS?! Du bist Harry Potter! Wie kommt man da auf die beknackte Idee, dich auf eine Muggel-Schule schicken zu wollen?! Äh … nichts gegen Muggel-Schulen, du weißt schon, was ich meine …“

Harry nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Alles gut. Keine Ahnung, meine Verwandten sind seltsam … Egal, ich möchte nicht so gerne über sie reden, wenn’s okay ist.“

Draco winkte ab. „Ja, ist auch besser so, die regen mich schon nur vom Zuhören auf, und dabei finde ich Muggel sonst wirklich toll, aber die …“

„In deiner Familie können alle zaubern?“, fragte Harry, der Draco genauso interessant fand, wie er ihn.

„Ja, soweit ich weiß schon. Zumindest sagt mein Stammbaum nichts über Muggel und Muggelgeborene, alle magisch durch und durch.“

„Dann weißt du sicher schon eine ganze Menge über Magie.“

Draco machte ein komisches Gesicht, das Harry nicht zuordnen konnte, aber dann lächelte er wieder gut gelaunt. „Und du hast nur deine Tante und deinen Onkel?“

„Und einen Cousin, Dudley. Er ist schrecklich“, erklärte Harry.

Draco dachte darüber nach. „Hm, ist ein bisschen so, als hättest du einen Bruder, oder?“

Harry zuckte mit den Schultern. „Ja, ungefähr. Wir sind fast gleich alt. Aber wie gesagt, er ist schrecklich. Er kann mich nicht leiden, seit ich denken kann, und Tante Petunia und Onkel Vernon hatten ihn natürlich immer viel lieber als mich.“

„Schade, echt mies von den beiden. Ich wollte gerne Geschwister, aber geht leider nicht“, sagte Draco und sah ein bisschen enttäuscht aus. „Aber in Hogwarts wohnt man ja in Häusern, das ist vielleicht so ähnlich.“

„Also, nur du und deine Eltern?“

„Jap, aber meine Freunde kamen oft zu Besuch.“

„Die können alle zaubern?“, fragte Harry neugierig.

Draco nickte. „Jop, aber Parks und ich haben immer versucht, uns mit den Muggeln im Dorf anzufreunden. War ein bisschen schwierig, aber es war auch super lustig.“ Er lächelte leicht verträumt und schwelgte in glücklichen Kindheitserinnerungen, die Harry nur zu gern sehen würde.

Alle konnten sie zaubern, alle kannten sie die Zauberer-Welt – und hier saß Harry, ahnungslos und verunsichert. „Weißt du …“, begann er kleinlaut, „ich wette, ich werd der schlechtes in unserer Klasse sein.“

Draco kehrte aus seinen Gedanken zurück, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nee, sicher nicht. Wie gesagt, es gibt ja auch Muggelgeborene. Deren Eltern können nicht zaubern und wissen auch nichts von Magie. Die erfahren erst von Hogwarts, wenn sie den Brief bekommen. Man darf ja eigentlich zu Hause nicht zaubern, es hat dir also kaum einer was voraus. Wir lernen alle gemeinsam die ganze Zauberei von Grund auf“, erklärte Draco und lächelte Harry aufmunternd zu.

„Eigentlich?“, hakte Harry neugierig nach, Dracos Lächeln fiel etwas in sich zusammen.

„Hab ich eigentlich gesagt? Ich meinte, man darf nicht zaubern. Jap, so ist das.“

Harry mustert Draco misstrauisch, der schaute höchst interessiert aus dem Fenster, als gäbe es dort etwas besonders Spannendes zu sehen, aber an ihnen zogen nur Felder mit Schafen vorbei und Harry bezweifelte, dass Schafe Draco fremd waren.

„Draco …“

„Okay, na gut, vielleicht hab ich ein bisschen zu Hause gezaubert“, sagte er drucksend und verschränkte die Arme vor der Brust. „Zauberer-Eltern geben ihren Kindern gerne einen kleinen Vorsprung, wenn’s um einfache Magie geht, und ich komme mit dem Zauberstab von meiner Ma gut zurecht. Der von meinem Dad, das lief nicht so gut … Hätte nicht gedacht, dass das Sofa im Wohnzimmer so gut brennt …“

Harry prustet los. „Du hast das Sofa in Brand gesetzt?!“

Dracos Wangen glühten. „Nicht mit Absicht! Ich sollte nur was reparieren!“

„Hat ja toll geklappt.“

„Ma fand’s nicht so schlimm, sie konnte das Sofa eh nie leiden.“

Die beiden kicherten noch eine Weile darüber und Draco erzählte Harry schließlich, welche einfachen Zauber er bereits mehr oder weniger gut meistern konnte. Harry musste versprechen, keinem zu erzählen, dass Draco zu Hause schon geübt hatte.

Den einen oder anderen simplen Zauber führte Draco auch vor, da er aber etwas aufgeregt war, klappten sie nur so halb oder gar nicht. Das zu sehen beruhigte Harry, der schon befürchtete hatte, als einziger in der Schule nichts zustande zu bekommen.

Danach schwiegen sie ein bisschen, Draco steckte die Nase in sein Zaubertrankbuch („Das Fach interessiert mich am meisten, da will ich gut drin sein!“) und Harry blickte aus dem Fenster und hing seinen Gedanken nach.

Um halb eins war auf dem Gang des Zuges lautes Geklapper zu hören, kurz darauf wurde die Abteiltür aufgezogen und eine Frau mittleren Alters blickte den beiden lächelnd entgegen. „Etwas Süßes, ihr Lieben?“

Harry, der heute Morgen kein Frühstück gehabt hatte, sprang sofort auf die Füße, Draco folgte ihm gemächlich. Harry hatte zum ersten Mal mehr als genug Geld, um sich so viele Schokoriegel zu kaufen wie er nur tragen konnte, aber die Dame verkaufte keine Schokoriegel. Sie hatte Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Druhbels Bester Blaskaugummi, Schokofrösche, Kürbisspasteten, Kesselkuchen, Lakritz-Zauberstäbe und viele andere Süßigkeiten, die Harry noch nie gesehen hatte, im Angebot.

„Schätze, das ist alles neu für dich, oder? Zumindest fanden die Muggel im Dorf unseren Kram immer sehr interessant“, erzählte Draco, suchte sich Schokofrösche, Kesselkuchen und Pfefferkobolde aus.

Harry nickte, da er alles probieren wollte, um nichts zu verpassen, kaufte er sich von jedem etwas. Zurück im Abteil, ließ er alles auf einen leeren Platz fallen.

„Deine Verwandten haben dir Geld gegeben?“, wunderte sich Draco und ließ sich gegenüber von Harry auf den Sitz fallen.

Harry schüttelte den Kopf und schnappte sich eine Kürbisspastete. „Nein, niemals. Meine Eltern haben mir ihr Geld vererbt.“

„Macht Sinn.“

Während Harry seine Kürbisspastete kaute, mümmelte Draco seinen Kesselkuchen. Er hatte sich nicht allzu viel gekauft und Harry hatte zum ersten Mal die Möglichkeit, etwas zu teilen – und jemanden, mit dem er etwas teilen konnte.

„Hey, wenn du was von meinen Sachen willst, kannst du gerne was haben“, sagte Harry schließlich.

Draco warf einen neugierigen Blick auf Harrys Süßigkeitenberg. „Ja, vielleicht. Kann dir später das Geld dafür geben.“

Harry winkte ab. „Will ich nicht, ist schon gut.“

„Ach so? Ist aber kein Problem für mich, mein Familie ist wohlhabend.“

Harry dachte darüber nach. Was bedeutete „wohlhabend“ bei Zauberern? Dann fiel sein Blick auf die Schokofrösche und er hatte eine andere Frage: „Was sind das für welche? Ich meine, das sind doch nicht wirklich Frösche, oder?“ Überrascht hätte es Harry allerdings nicht mehr, er rechnete mit allem.

„Nee“, sagte Draco, „aber schau mal, was für eine Karte drinnen ist. Mir fehlen immer noch ein paar.“

„Was?“

„Ach, stimmt. Das weißt du ja nicht – Schokofrösche enthalten Karten, zum Sammeln – berühmte Hexen und Zauberer. Ich hab schon so um die 500, aber ein paar fehlen mir noch.“

Harry packte seinen Schokofrosch aus und holte die Karte raus. Es zeigte einen Mann, der eine Brille mit halbmondförmigen Gläsern trug, einer langen, krummen Nase und langes, silbern-wallendes Haar hatte. Unter dem Bild stand der Name Albus Dumbledore.

„Das ist also Dumbledore“, sagte Harry.

„Ja, genau. Hat Hagrid dir von ihm erzählt?“

„Ein bisschen, meinte, er sei brillant und der beste Schulleiter, den Hogwarts jemals hatte.“ Harry drehte die Karte um und las, was auf der Rückseite stand: Albus Dumbledore, derzeit Schulleiter von Hogwarts. Von vielen als der mächtigste Zauberer der modernen Zeit angesehen. Professor Dumbledore ist besonders berühmt für seinen Sieg über den dunklen Zauberer Grindelwald im Jahre 1945, für die Entdeckung der zwölf Anwendungen von Drachenblut und seiner Arbeit in der Alchemie mit seinem Partner Nicolas Flamel.

Professor Dumbledore liebt Kammermusik und Bowling.

Harry drehte die Karte wieder um und stellte erstaunt fest, dass Dumbledore verschwunden war.

„Er ist weg!“

„Ja, das kommt vor. Bei magischen Bildern bewegen sich die abgebildeten Personen. Ich hab gesehen, dass das bei Muggel-Bildern nicht so ist“, erzählte Draco, schob sich einen Pfefferkobold in den Mund und seine Ohren rauchten heftig. „Ich muss sagen, dass Muggel-Bilder auch ganz cool sind. Vor allem, wenn die Leute so lustige Gesichter machen und das dann für immer auf dem Bild so zu sehen ist!“ Er kicherte vergnügt und schob sich den nächsten Kobold nach.

Harry betrachtete weiterhin gespannt, wann Dumbledore wieder auftauchen würde. „Schon, aber sich bewegende Bilder – das ist schon sehr viel cooler, finde ich.“

Gemeinsam packten sie weiter Schokofrösche aus, und Harry sah sich begeistert die vielen kleinen Porträts an, während Draco sich die Frösche einverleibte. Kurze Zeit später hatte Harry eine ansehnliche Sammlung an Karten, die Draco schon alle besaß – für ihn war leider keine neue dabei gewesen.

Als Harry sich endlich von den Bildern losreißen konnte, fiel sein Blick auf die Tüte mit Bertie Botts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung und öffnete sie.

„Jede Geschmacksrichtung, Harry. Damit meinen sie auch jede.“ Draco grinste verschlagen.

„Jede?“, fragte Harry nach und betrachtete eine der Bohnen genauer.

„Ja, jede.“

„Auch ekelige Sachen?“

„Auch ekelige Sachen. Probier schon.“ Auffordernd nickte Draco ihm zu.

Harrys Bohne war grün, vorsichtig biss er ein Stück ab und verzog das Gesicht. „Rosenkohl …“

Draco lachte. „Hätte schlimmer sein können, glaub mir.“

Mit den Bohnen konnten sie sich gut die Zeit vertreiben, sie hatten leckere Sorten wie Kokos oder Erdbeere, aber auch gewöhnungsbedürftiges wie Gras oder Sardine. Harry traute sich sogar an einer merkwürdig grauen Bohne zu knabbern, die Draco mit gerümpfter Nase noch nicht einmal anfassen wollte.

Die vorbeiziehende Landschaft veränderte sich, die gehegten Felder wurden von wilder Natur abgelöst. Nun sah man Wälder, gewundene Flüsse und dunkelgrüne Hügel.

Jemand klopfte an die Tür und der rundgesichtige Junge, den Harry am Bahnsteig gesehen hatte, kam herein. Er sah verweint aus.

„Entschuldige“, sagte er, „aber habt ihr meine Kröte gesehen?“

Als die beiden ihre Köpfe schüttelten, jammerte er: „Ich hab ihn verloren! Er haut mir ständig ab!“

„Er wird schon wieder auftauchen“, sagte Harry.

„Ja“, sagte der Junge kläglich. „Also, falls ihr ihn seht …“

Schon war er wieder weg.

„Wer kauft sich denn heutzutage noch eine Kröte … Katzen kann ich ja noch einsehen, hab ja auch eine statt einer Eule. Er heißt Trjegul“, Draco deutet nach oben, wo sie seinen Kater verstaut hatten „und ist sehr verschmust, hab ihn schon seit seiner Geburt von vor sechs Jahren.“

Von Trjegul war allerdings nur flauschiges, schwarzes Fell zu sehen, er hatte sich eingerollt und den beiden den Hintern zugewandt.

„Hagrid hat mir zum Geburtstag eine Schneeeule geschenkt, Hedwig.“

„Das ist ein echt cooles Geschenk. Ja, Eulen sind super nützlich, wegen der Briefe und so, aber ich weiß, dass Hogwarts den Schülern Eulen zur Verfügung stellt, also verpasse ich so gesehen nicht viel.“

Harry lehnte sich vollgefuttert zurück und strich sich über den Bauch, da kam ihm der Gedanke, dass er gerne einen von Dracos Zaubersprüchen üben könnte. „Wie hieß der eine noch mal? Reparo?“

Draco nickte, er stand auf dem Sitz und stupste Trjegul an, aber der brummte nur träge.

Harry zog sich die Brille von der Nase, legte sie ab und wollte gerade den Zauberstab schwingen, als die Tür erneut geöffnet wurde und Draco beinahe vom Sitz fiel.

Der Junge ohne Kröte war zurück, aber nun war er in Begleitung eines Mädchens. Sie trug bereits die Schuluniform.

„Habt ihr vielleicht eine Kröte gesehen?“, fragte sie.

Ihre Stimme hatte einen befehlshaberischen Ton, sie hatte buschige Haare und große Hasenzähne. Sie betrachtete Draco, der sich fluchend am Gepäckträger oben festhielt und runzelte die Stirn. „Was tust du denn da?!“

„Sport“, brummte Draco und ließ sich zurück auf seinen Sitz fallen. „Und außerdem haben wir ihm schon gesagt, dass wir seine Kröte nicht gesehen haben.“

Aber das Mädchen hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sondern hatte ihre Aufmerksamkeit auf Harrys Zauberstab gerichtet. „Du zauberst also? Na, dann lass mal sehen.“

Sie setzte sich ihm gegenüber, Harry würde am liebsten in seinen Sitz versinken. Der Zauber hatte beim letzten Versuch nicht geklappt und jetzt dabei beurteilt zu werden, war sicherlich nicht zuträglich zu seinem Erfolg.

„Okay, ich probier’s …“ Er richtete seinen Zauberstab auf seine Brille. „R-Reparo …“

Immerhin wurden ein paar Funken versprüht. Verlegen setzte Harry die mit Tesafilm geklebte Brille wieder auf.

„Tja, das hat wohl noch nicht so gut geklappt, was? Ich hab auch ein paar einfache Zaubersprüche ausprobiert und bei mir haben sie alle funktioniert. Niemand in meiner Familie hat Zauberkräfte, sie waren alle sehr überrascht, als ich meinen Brief bekommen hab. Aber ich war natürlich sehr erfreut, es ist schließlich die beste Schule für Zauberei überhaupt, hab ich gehört. Natürlich hab ich alle unsere Schulbücher auswendig gelernt, ich hoffe, das reicht aus – ich bin Hermine Granger, nebenbei bemerkt, und wer seid ihr?“ Sie sagte all das erschreckend schnell.

Harry warf einen Blick zu Draco und war erleichtert zu sehen, als dieser ein bestürztes Gesicht machte und offenkundig ebenfalls nicht die Schulbücher auswendig gelernt hatte.

„Ich bin Draco Malfoy“, stellte er sich mit geradem Rücken vor und streckte Hermine die Hand entgegen, die sie nickend entgegen nahm und begeistert schüttelte.

„Harry Potter“, sagte Harry.

„Wirklich?“, sagte Hermine. „Natürlich weiß ich alles über dich – ich hab ein paar Extra-Bücher für Hintergrundwissen und du bist in Moderne Geschichte der Zauberei und Aufstieg und Niedergang der dunklen Künste und Große Chronik der Zauberer des zwanzigsten Jahrhunderts.“

„Bin ich?“, sagte Harry und fühlte sich benommen.

„Du liebes bisschen, du weißt das nicht? Ich hätte alles über mich herausgefunden, wenn ich du wäre“, sagte Hermine. „Wisst ihr schon, in welchen Häusern ihr sein werdet? Ich hab etwas herumgefragt und ich hoffe, ich lande in Gryffindor, scheint wohl das Beste von allen zu sein. Ich hab gehört Dumbledore selbst war ein Gryffindor, aber Ravenclaw soll wohl auch nicht schlecht sein …“

„Ravenclaw ist besser, wenn du mich fragst“, sagte Draco gelassen. „Gryffindor … Na ja … Mutig ist gefühlt die einzige Eigenschaft … Weisheit klingt schon mehr nach dir, meinst du nicht auch?“

Da Harry keine Ahnung von den Häusern hatte, konnte er zu dem Thema nichts sagen und hoffte, dass Hermine ihn nicht löchern würde, in welchem Haus er gerne wäre.

Hermine dachte über Dracos Worte nach. „Meinst du …?“

„Meine Familie besteht seit Jahrhunderten nur aus Hexen und Zauberer, wer sollte das besser wissen als ich“, meinte Draco gebieterisch und reckte die Nase in die Luft. „Du bist doch sehr klug, oder etwa nicht?“

Hermines Wangen färben sich leicht rosa. „Nun, ich werde darüber nachdenken … Aber jetzt müssen wir weiter nach Nevilles Kröte suchen. Ihr solltet euch umziehen, wir werden wohl bald da sein.“ Mit diesen Worten, noch immer etwas pink im Gesicht, verließ sie das Abteil, zusammen mit Neville.

„Ich will nach Gryffindor, weißt du, Harry. Und die da möchte ich nach Möglichkeit nicht um mich haben, wenn’s geht“, murmelte Draco zu Harry aus dem Mundwinkel und zwinkerte ihm zu.

„Ist ein bisschen gemein, ihr deswegen ein anderes Haus aufzuschwatzen, meinst du nicht?“, sagte Harry. Er musste zugeben, Hermine wirkte anstrengend, aber ihr deswegen Gryffindor auszureden wäre ihm nicht in den Sinn gekommen.

Draco winkte ab. „Ravenclaw ist ein gutes Haus. Wenn ich hätte gemein sein wollen, hätte ich ihr Slytherin schmackhaft gemacht.“

„Weil Voldemort ein Slytherin war?“, dachte Harry laut nach, Draco zog scharf die Luft ein. „Was ist?“

„Du hast seinen Namen gesagt!“, flüsterte er energisch und sah Harry mit großen Augen an.

„Oh, ich versuche nicht mutig zu sein, oder so, nur, weil ich seinen Namen sage“, beeilte sich Harry zu sagen. „Ich wusste einfach nicht, dass man das nicht macht. Das ist es, was ich meinte, dass ich so viel noch lernen muss …“

„Schon, aber wenn jemand seinen Namen sagen darf, dann wohl du. Immerhin hast du ihn besiegt, oder so ähnlich“, meinte Draco und blickte nach oben, weil Trjegul sich umdrehte.

„Keine Ahnung, ich erinnere mich an nichts, nur viel grünes Licht.“

Draco entschied nachdenklich: „Ist wohl auch besser so.“

Harry nickte. „Wahrscheinlich … Sag mal … Was machen eigentlich deine Eltern? Beruflich, meine ich.“ Er fragte sich, was Hexen und Zauberer so machten, wenn sie mit der Schule fertig waren.

„Ach, mein Dad arbeitet nicht, wozu auch“, sagte Draco und grinste schief.

„Muss er nicht Geld verdienen?“, wunderte sich Harry.

„Nee, ich hab doch gesagt, meine Familie ist wohlhabend. Die hat über Jahrhunderte ein Vermögen angehäuft. Aber mein Dad sammelt seit Jahren mit Leidenschaft lauter Muggelkram und zaubert daran herum. Unser Haus ist voll mit den ulkigsten Sachen, die Hälfte davon tut Dinge, die sie sicher nicht tun sollten …“

„Oh, okay. Und deine Mum?“

„Die arbeitet, weil sie will. Als Fluchbrecherin, freiberuflich, aber manchmal auch für Gringotts. Da fällt mir ein, hast du davon gehört? In Gringotts soll einer versucht haben einzubrechen!“

Harry starrte ihn an. „Wirklich? Was ist aus denen geworden?“

„Nichts, deswegen ist das ja auch so ne große Sache. Sind nicht gefasst worden. Mein Dad meinte, das muss ein mächtiger, dunkler Zauberer oder eine Hexe gewesen sein, aber es wurde nichts gestohlen, das ist der merkwürdige Teil daran. Da geht allen die Düse, wenn so was passiert, haben Angst, Du-weißt-schon-wer könnte dahinter stecken.“

Harry dachte über diese Neuigkeiten nach. Er spürte, dass sich allmählich ein Gefühl der Angst einstellte, wenn es um du-weißt-schon-wer ging. Er vermutete, das gehörte dazu, wenn man Teil der Zauberer-Welt wurde, aber es war angenehmer gewesen, einfach „Voldemort“ sagen zu können, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

„Wir sollten dir in Zukunft ein Quidditch-Team aussuchen, ich schätze, du hast noch keins, oder?“, fragte Draco, um das Thema zu wechseln.

„Nein, leider nicht. Hagrid hat mir nur gesagt, dass Quidditch euer Sport ist und … äh, vier Bälle hat?“, versuchte Harry sich verlegen lächelnd zu erinnern. Sein Kopf quoll allmählich über vor lauter neuen Informationen.

„Wie ich schon sagte, bestes Spiel überhaupt, aber dafür kennst du wohl Fußball und kannst mir sagen, ob das ein toller Sport ist.“

Harry zuckte mit den Schultern. „Es ist schon okay. Ich war nicht sonderlich gut darin und hab’s auch nicht wirklich geschaut.“

„Oh, schade. Da geht die Hoffnung von meinem Dad dahin“, sagte Draco seufzend.

„Wieso?“

„Weil er gehofft hat, er kann dich über Fußball ausquetschen.“

„Ach so, tja … Ich kann’s ihm erklären, aber das war’s auch schon“, sagte Harry entschuldigend. „Aber mich interessiert Quidditch wirklich. Kannst du’s mir genauer erklären?“

„Na klar!“, sagte Draco enthusiastisch und erzählte Harry alles über die vier Bälle, die Aufgaben der sieben Spieler, beschrieb berühmte Spiele, die er mit seiner Familie und Freunden gesehen hatte und welcher der schnellste Besen war. Er war gerade dabei, mehr ins Detail zu gehen, als die Abteiltür erneut aufgezogen wurde, aber es war nicht Neville, der krötenlose Junge oder Hermine Granger.

Vier Jungen kamen herein, Harry erkannte sie sofort wieder. Es handelte sich um die Söhne der rundlichen Frau, denen er durch die Mauer gefolgt war. Der Junge, der in Harrys Alter war und Ron hieß, betrachtete Harry mit sehr viel größerem Interesse als noch am Bahnhof von King’s Cross.

„Hab gehört, Harry Potter ist in diesem Zugabteil. Das musst dann wohl du sein, denn der da“, Ron nickte zu Draco „ist es sicher nicht.“

„Ja“, sagte Harry. Er warf einen Blick auf die Zwillinge, die rechts und links neben Ron standen und etwas Gehässiges an sich hatten und dahinter der Älteste, Percy, der damit beschäftigt war, ein Abzeichen auf seiner Brust zu polieren.

„Meine Brüder, weißt du ja“, sagte Ron. „Wollten natürlich mitkommen, sich einen Überblick verschaffen. Wir sind die Weasleys, bin Ron, falls du’s nicht mehr weißt.“

Draco schnaubte leise. Ron warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Passt dir was nicht?! Wer du bist, weiß ich genau! Siehst genauso aus wie dein Muggel liebender Vater. Mein Dad hat mir alles über euch erzählt. Wieso werft ihr eure Zauberstäbe nicht weg und verschwindet in die Muggel-Welt, wenn ihr sie so toll findet?“

Die Zwillinge keckerten, Percy lächelte schmallippig.

Ron wandte sich Harry zu bevor Draco antworten konnte. „Du wirst bald merken, dass man manche Zaubererfamilien lieber meiden sollte. Du willst dich doch nicht mit den falschen Leuten anfreunden, oder? Du willst was über die Zauberer-Welt lernen? Da bist du bei uns“, Ron nickte zu seinen Brüdern, „wesentlich besser aufgehoben, als bei diesem Inzucht-Heini und seinen trotteligen Eltern.“

Ron hielt ihm selbstsicher lächelnd seine große Hand entgegen, aber Harry nahm sie nicht an.

„Wer die falschen Leute sind entscheide ich lieber selbst, danke“, antwortete Harry kühl.

Ron schnalzte verärgert mit der Zunge und zog seine Hand zurück. „Ich wäre vorsichtig, wenn ich du wäre, Potter“, knurrte er. „Muggel sind gefährlich, wir müssen uns von ihnen fernhalten und nicht“, er warf einen vernichtenden Blick zu Draco „ihnen hinterherlaufen und denken, sie wären unsere besten Freunde!“

„Muggel sind nicht gefährlich“, kam es von Harry und Draco gleichzeitig, beide waren aufgestanden.

„Ihr seid Kinder, was wisst ihr schon“, kam es plötzlich von weiter hinten. Percy hatte aufgehört sein Abzeichen zu polieren und sah geradezu mitleidig zu Harry und Draco hinüber.

„Ihr geht jetzt besser“, sagte Harry und klang wesentlich mutiger als er sich eigentlich fühlte. Gegen vier Jungen hatten Draco und er keine Chance.

„Wir waren zu langsam, hat zu viel Zeit mit Malfoy verbracht“, murmelte Fred (oder George?) George zu (oder war es Fred?).

„Kommt, Jungs. Ich bin Vertrauensschüler, ich kann jetzt keinen Ärger gebrauchen, nicht zu Beginn meiner Karriere“, entschied Percy gebieterisch und schob seine Brüder aus dem Abteil.

„Percy, du bist Vertrauensschüler?“, sagte einer der Zwillinge gespielt verwundert. „Hattest du gar nicht erwähnt! Oder doch?“

„Vielleicht ein, zwei Mal“, pflichtete sein Zwilling ihm bei.

„Oder den ganzen Sommer über …“

Ron kicherte darüber und folgte seinen Brüdern nach draußen.

„Lasst das! Ihr Kindsköpfe! Verschwindet in euer Abteil! Und ich muss meinen Rundgang machen, und wehe, ihr macht Ärger!“, fauchte Percy und scheuchte alle drei den Gang entlang.

Kurze Zeit später steckte Hermine Granger wieder ihren Kopf durch die Abteiltür. „Was war denn los? Ein Haufen Rothaariger war auf dem Weg zu euch …“

Draco ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen, seine blassen Wangen waren gerötet vor Zorn. „Du kennst die Pappnasen?“, fragte er Harry mit bebender Stimme.

Harry erzählte ihm, wie er die Weasleys im Bahnhof von King’s Cross getroffen hatte.

„Mein Dad hat mir von denen erzählt“, brummte Draco finster. „Sie mögen keine Muggel, nein, sie hassen sie regelrecht, und wenn es nach ihnen ginge, dann dürften Kinder aus Muggelfamilien nicht nach Hogwarts.“ Er wandte sich Hermine zu. „Was gibt’s denn, Mine?“

„Ihr zieht euch jetzt wohl besser um. Ich war vorhin beim Fahrer und der meinte, dass wir bald ankommen. Ihr habt euch doch nicht geschlagen, oder? Ihr bekommt noch Ärger, bevor wir überhaupt angekommen sind!“

„Nein, nur geredet“, sagte Draco wahrheitsgemäß. „Ich weiß, Harry und ich sehen toll aus, aber könntest du uns alleine lassen, damit wir uns umziehen können?“

Hermines Wangen wurden ein bisschen pink. „Du bist so eingebildet! Na gut, ich bin nur hier reingekommen, weil die Leute sich draußen total kindisch benehmen, rennen die Gänge auf und ab“, sagte Hermine naserümpfend.

„Die Schüler aus Ravenclaw sind nie kindisch, das weiß ich genau“, merkte Draco breint grinsend an.

„Wenn du das sagst. Deine Muggelkleidung ist total hinüber, deine Hose hat Löcher, hat dir das noch keiner gesagt?“

Während sie ging, rief Draco ihr nach: „Das soll so sein! Die Muggel im Dorf haben gesagt, da gehören Löcher in die Hose!“ Als sie weg war und die Tür ins Schloss gefallen war, wandte er sich Harry zu. „Haben sie wirklich. Die haben mich doch nicht verulkt, oder?“, fragte Draco ihn und seine Ohren färbten sich leicht pink.

„Manche Muggel mögen das, ja. Soll verwegen aussehen.“

„Und, äh …“ Draco kratzte sich verlegen im Nacken. „Was denkst du?“

Harry zuckte mit den Schultern. „Ich hatte ausschließlich Dudleys abgelegte Klamotten. Löcher waren mein geringstes Problem. Für mich siehst du voll okay aus.“

„Oh, gut.“ Draco zog sich erleichtert um und Harry tat es ihm gleich.

Draußen wurde es allmählich dunkel. Harry konnte Berge und Wälder unter einem tief-violetten Himmel sehen. Der Zug wurde zusehends langsamer.

Eine Stimme hallte durch die Gänge: „Wir erreichen Hogwarts in fünf Minuten! Bitte lasst euer Gepäck im Zug, es wird separat zur Schule gebracht!“

Harry bekam vor Nervosität einen Krampf im Magen und Draco war, erneut zu Harrys Erstaunen, wieder um einiges blasser geworden. Sie stopften ihre Taschen mit den letzten Süßigkeiten voll und schlossen sich den anderen Schülern an, die sich im Gang tummelten.

Der Zug kam mit einem Rumpeln zum Stehen. Die Schüler schoben sich nach draußen, Harry und Draco wurden nach draußen geschoben und befanden sich auf einem winzigen, dunklen Bahnsteig. Harry zitterte in der kalten Luft.

Eine Lampe tauchte über den Köpfen der Schüler auf und eine vertraute Stimme rief: „Erstklässler! Erstklässler, hier rüber! Alles klar bei dir, Harry?“ Hagrids großes, haariges Gesicht strahlte über den See aus Köpfen zu Harry hinüber. „Kommt schon, folgt mir – noch Erstklässler über? Passt auf, wo ihr hintretet! Erstklässler, folgt mir!“

Schliddernd und stolpernd folgten sie Hagrid einem steilen, schmalen Pfad. Neville, der Junge, der ständig seine Kröte verlor, schniefte ein- zweimal.

„Ihr könnt in’n paar Sekunden euren ersten Blick auf Hogwarts werfen“, rief Hagrid über seine Schulter, „bloß noch hier um die Kurve rum.“

Ein lautes „Oooooh!“ war zu hören.

Der schmale Pfad endete am Ufer eines großen, schwarzen Sees. Auf der anderen Seite thronte auf der Spitze eines hohen Berges ein riesiges Schloss mit unzähligen Türmen, seine Fenster funkelten mit den Sternen um die Wette.

„Nich‘ mehr als vier in ein Boot!“, rief Hagrid und deutete auf eine kleine Flotte von Booten am Ufer.

Harry und Draco teilten sich mit Hermine und Neville eines.

„Alle drin?“, brüllte Hagrid, der ein eigenes Boot hatte. „Gut, dann – VORWÄRTS!“

Die Flotte bewegtet sich mit einem Mal über den See, dessen Oberfläche spiegelglatt war. Alle schwiegen und starrten zu dem Schloss hoch.

Schließlich erreichten sie die Klippe des Berges und Hagrid rief: „Köpfe runter!“

Sie alle zogen die Köpfe ein und die Boote trugen sie durch einen Vorhang aus Efeu, welche einen großen Eingang in der Klippe verdeckten. Sie fuhren durch einen dunklen Tunnel und erreichten schließlich eine Art Untergrund-Hafen, wo sie alle ausstiegen.

„Ey, du da! Is‘ das deine Kröte?“, fragte Hagrid, der die Boote überprüfte, während alle ausstiegen.

„Trevor!“, schrie Neville glückselig und streckte seine Hände nach seinem Haustier aus.

Anschließend stiegen sie einen Gang im Fels hoch und kamen oben im Schatten des Schlosses an. Sie stiegen einige Treppen hinauf und sammelten sich alle an einem riesigen Portal aus Eichenholz.

„Alle da? Du da, hast deine Kröte noch?“

Hagrid hob seine riesige Faust und klopfte drei Mal an den Torflügel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Centranthusalba
2024-05-07T18:15:37+00:00 07.05.2024 20:15
Hey, ich muss sagen, ich bin begeistert 😄. Das gibt mir wieder richtige Band1-Vibes.

Die Idee finde ich super. Bin mal gespannt, was da noch kommt. Der Draco hier gefällt mir richtig.
Antwort von:  Sas-_-
07.05.2024 23:42
Moin 😊

Da ich den ersten Band beim Schreiben lese, um da auch chronologisch nix zu vermasseln, erkärt das bestimmt die Band-1-Vibes 😆

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich bin froh zu hören, dass du meine Idee magst. Auf anderen Portalen waren die Rückmeldungen nicht so positiv 🥶

LG
Sas
Antwort von:  Centranthusalba
08.05.2024 11:17
Vergiss die anderen, bleib hier 😉
Antwort von:  Sas-_-
08.05.2024 11:48
😂 Ich bin alt, die können gerne reden, ich hab Popcorn 🤪
Antwort von:  Centranthusalba
08.05.2024 13:08
Gute Einstellung 🤣 ich bin nochmal 10 Jahre älter. Vielleicht sollte ich die übernehmen.
Antwort von:  Sas-_-
08.05.2024 21:52
Ja, der Joke war, dass ich NACH meiner Antwort gedacht hab: "Ach, könntest ja mal das Profil checken ..." 🤣
Ich arbeite im Kundenservice ... man stumpft ab (man füge ein Bild von Thaddäus Tentakel hier ein) 😂


Zurück