Der rote Drache und der Stein der Weisen von Sas-_- (Harry & Draco) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 – „Gryffindor!“ ------------------------------------ Das Portal wurde augenblicklich geöffnet. Eine großgewachsene Hexe mit schwarzen Haaren und smaragdgrüner Robe kam zum Vorschein. Sie machte einen sehr ernsten Eindruck und Harry hatte das Gefühl, mit ihr war nicht gut Kirschen essen. „Die Erstklässler, Professor McGonagall“, sagte Hagrid. „Danke, Hagrid. Ich übernehme ab hier.“ Sie folgten Professor McGonagall ins Schloss, sie führte die Schar in eine kleine Kammer und wandte sich dort ihnen zu. „Willkommen in Hogwarts. Das Eröffnungsbankett wird in Kürze beginnen, doch bevor ihr eure Plätze in der Großen Halle einnehmen könnt, werdet ihr eurem Haus zugeteilt. Die Haus-Zuteilung ist eine sehr wichtige Zeremonie, denn so lange ihr hier seid, wird euer Haus gleichwohl eure Familie sein.“ Harry sah aus dem Augenwinkel, dass sich auf Dracos Gesicht ein freudiges Lächeln ausbreitete. „Ihr werdet mit eurem Hauskameraden den Unterricht besuchen, in euren gemeinsamen Schlafsälen schlafen und eure Freizeit in euren Gemeinschaftsräumen verbringen. Die vier Häuser sind Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus hat seine eigene noble Geschichte und jedes von ihnen hat herausragende Hexen und Zauberer hervorgebracht. Während ihr hier in Hogwarts seid, werden eure Erfolge eurem Haus Punkte einbringen, für das Brechen von Regeln werden eurem Haus Punkte abgezogen werden. Am Ende des Jahres wird das Haus mit den meisten Punkten mit dem Haus-Pokal ausgezeichnet – eine große Ehre. Ich hoffe, dass ein jeder von euch eine Bereicherung für das Haus sein wird, dem ihr in Zukunft angehören werdet. Die Zeremonie wird in wenigen Minuten vor der gesamten Schule abgehalten werden. Ich schlage vor, dass ihr euch nochmal herausputzt so lange ihr hier wartet.“ Ihre Augen ruhten einen kurzen Moment auf Ron Weasley, der einen Fleck auf der Nase hatte und dessen Schulumhang etwas zerknittert aussah. Draco versteckte sein gehässiges Grinsen darüber mehr oder weniger erfolgreich. Harry versuchte nervös sich das Haar glatt zu streichen. „Ich komme euch holen, wenn wir so weit sind“, sagte Professor McGonagall. „Wartet hier bitte leise.“ Sie verließ die Kammer, Harry schluckte. „Wie genau werden wir denn unserem Haus zugeteilt?“, fragte er Draco. „Hab meine Eltern den ganzen Sommer genervt, aber sie wollten es mir einfach nicht verraten! Sie haben nur gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Wenn ich in ein anderes Haus passe als Slytherin, dann werd ich da schon landen, haben sie gesagt“, flüsterte Draco gequält lächelnd zurück. Er war genauso aufgeregt und nervös wie Harry, wirklich beruhigend fand Harry das nicht. Er sah sich verstohlen um und stellte fest, dass viele andere ebenso bleich und verängstigt aussahen, nur ein paar wenige wirkten völlig gelassen. Er vermutete, dass sie wussten, was ihnen bevor stand, aber Harry konnte sich ja schlecht zu ihnen hinüberschieben und beiläufig fragen, wie die Einsortierung von statten gehen würde. Und während Harry so darüber nachdachte, dass er schlecht den Platz wechseln konnte in dieser engen Kammer, tat ein junges Mädchen mit langen, dunkelbraunen Haaren, braunen Augen und einem frechen Grinsen im Gesicht genau das. „Hey, Drake!“, flüsterte sie und schob sich zwischen Harry und Draco. „Parks, hab mich schon gewundert, wo du steckst …“, murmelte Draco möglichst leise zurück. Dann nickte er mit dem Kinn zu Harry. „Das ist Harry. Harry, das ist Pansy Parkinson.“ Sie wandte sich ihm zu und strahlte. „Hey, endlich treffen wir uns! Hat Drake dir von mir erzählt?“ Harry machte ein entschuldigendes Gesicht. „Er ist noch nicht dazu gekommen.“ Sie zischte Draco verärgert zu. „Du bist nicht dazu gekommen, von deiner besten Freundin zu erzählen?!“ Dracos Wangen färbten sich pink vor Verlegenheit. „Das ist soo nicht ganz richtig …“ Doch er wurde gerettet und zwar in Form von einer Schar Geistern, die plötzlich durch die Wand marschierten und in eine Diskussion vertieft waren. Die Erstklässler erschreckten sich zu Tode. Ein Geist, der aussah wie ein fetter Mönch, widmete sich den Schülern, als ihm diese auffielen und wünschte ihnen viel Glück. Kurz darauf kehrte Professor McGonagall zurück. „Die Zeremonie kann nun beginnen. Bildet eine Schlange und folgt mir“, sagte sie streng. Auf wackligen Knien sortierte Harry sich zwischen Pansy und Draco ein und gemeinsam verließen sie alle die Kammer. Sie marschierten wieder durch die Eingangshalle und anschließend durch die nun geöffnete Flügeltür zur Großen Halle. Was Harry dort zu sehen bekam übertraf seine kühnsten Vorstellungen. Die Halle wurde von tausendenden und abertausenden Kerzen beleuchtet, die frei in der Luft über vier langen Tischen schwebten, wo die restlichen Schüler bereits erwartungsvoll saßen. Vorne an der Halle befand sich ein weiterer langer Tisch, wo die Lehrer saßen. Als sie vorne angekommen waren, richtete Harry seinen Blick nach oben, hauptsächlich, um den unzähligen Augenpaaren zu entkommen, die ihn und die anderen Erstklässler neugierig beäugten. Über ihm befand sich ein samtschwarzer, sternenübersäter Himmel. Er hörte Hermine flüstern: „Die Decke ist verzaubert, damit sie so aussieht wie der Himmel draußen. Ich hab darüber gelesen, in Geschichte Hogwarts.“ Professor McGonagall hatte in der Zwischenzeit einen Schemel hingestellt. Auf den Stuhl selbst legte sie einen spitzen Zaubererhut. Er war geflickt, fransig und ziemlich schmutzig. Harry dachte darüber nach, dass sie vielleicht ein Kaninchen aus dem Hut zaubern sollten als ihm auffiel, dass alle gespannt den Hut anstarrten. Für einige Sekunden herrschte Totenstille, dann zuckte der Hut. Ein Riss nahe der Krempe öffnete sich wie ein Mund – und der Hut begann zu singen. Er sang davon, dass er in ihre Köpfe sehen konnte und von den Eigenschaften der vier Häuser. Gryffindor bevorzugte mutige Schüler, die vor nichts zurückschreckten. Hufflepuff loyale, hart arbeitende und faire Zeitgenossen. Ravenclaw schätze Weisheit und Wissbegier, in Slytherin fände man seine wahren Freunde und seien hinterlistig und bereit alles zu tun, um ihre Ziele zu erreichen. Als das Lied geendet hatte, brach die Halle in lauten Applaus aus. „Was, wir müssen nur einen ollen Schlapphut aufsetzen?“, flüsterte Pansy energisch Draco und Harry zu. „Und das konnten uns unsere Eltern nicht sagen?! Ich werd meiner Mum was erzählen, wenn ich meinen Brief schreibe …!“ Harry lächelte schwach über Pansys geflüsterten Wutausbruch. Nur den Hut aufsetzen klang machbar und umsetzbar für ihn. Er hatte schon befürchtet, vor der gesamten Schule zaubern zu müssen. Allerdings würde er es bevorzugen, wenn er den Hut alleine aufsetzen konnte, ohne, dass ihm die gesamte Schule dabei zusah. Er dachte noch einmal über die Eigenschaften der vier Häuser nach und fühlte sich weder mutig, noch schlau oder loyal, ganz zu schweigen von hinterlistig. Wenn es ein Haus gäbe, deren Eigenschaft daraus bestand, sich mulmig zu fühlen – das wäre das richtige Haus für ihn. Professor McGonagall trat vor und entrollte ein langes Stück Pergament. „Wenn ich euren Namen aufrufe, werdet ihr euch auf den Stuhl setzen, den Hut aufsetzen und in euer Haus eingeteilt. Abbott, Hannah!“ Ein pinkgestichtiges Mädchen mit blonden Zöpfen stolperte nach vorne, setzte sich den Hut auf, der ihr sofort über die Augen rutschte und hockte sich hin. Nach wenigen Momenten rief der Hut laut: „HUFFLEPUFF!“ Der Tisch zur rechten jubelte und klatschte, als Hannah darauf zustürzte und sich an den Hufflepuff-Tisch setzte. Nach und nach wurden Schüler aufgerufen und in ihre Häuser eingeteilt. Harry fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schlechter. Er musste an den Schulsport denken und daran, dass er immer als Letzter aufgerufen wurde. Nicht, weil er schlecht in Sport war, sondern weil niemand bei Dudley den Eindruck erwecken wollte, dass jemand Harry mochte. Ihm fiel auf, dass der Hut manchmal das Haus sofort ausrief, bei anderen Schülern jedoch etwas länger brauchte. Seamus Finnigan saß fast eine ganze Minute auf dem Stuhl, bis der Hut ihn nach Gryffindor schickte. „Granger, Hermine!“ Sie rannte förmlich zum Stuhl und zog sich begierig den Hut über den Kopf. Hermine war eine der Schülerinnen, wo der Hut mit am längsten brauchte. Ganze vier Minuten saß sie auf dem Stuhl, die Halle wurde allmählich nervös und flüsterte, als der Hut schließlich laut verkündete: „RAVENCLAW!“ Draco grinste Harry selbstzufrieden zu. Sein Plan war aufgegangen, nun musste er nur noch zusehen, nicht selbst in Ravenclaw zu enden. Harry lächelte gequält, er hatte ganz andere Sorgen im Moment. Ihm war ein schrecklicher Gedanke gekommen: was, wenn er den Hut aufsetzte und wartete und wartete, aber nichts geschah, bis Professor McGonagall ihm den Hut vom Kopf riss und verkündete, dass hier wohl ein Fehler unterlaufen sein musste und er zurück zu den Dursleys geschickt werden müsse. Neville Longbottom wurde aufgerufen, der auf dem Weg zum Stuhl sich beinahe der Länge nach hinlegte. Auch bei Neville ließ der Hut sich lange Zeit, bis er endlich: „HUFFLEPUFF!“, verkündete. Samt Hut auf dem Kopf wollte Neville schon zum entsprechenden Tisch hetzen, als man ihn zurückrief und er peinlich berührt den Hut an Morag MacDougal weiterreichte. Nach Morag (sie kam nach Ravenclaw) war Draco Malfoy an der Reihe. Bleich wie ein Bettlaken schlich er nach vorne, setzte sich und der Hut rutschte auch ihm über die Augen. Die Zeit verging, die Minuten tickten dahin. Eine Minute verging, zwei Minuten, drei Minuten, vier Minuten … Professor McGonagall hob erwartungsvoll die Augenbrauen, nach fünf Minuten, was sich für Draco wie eine Unendlichkeit angefühlt haben musste, rief der Hut schließlich und endlich: „GRYFFINDOR!“ Der Tisch ganz links brach in Jubel aus, Draco grinste erleichtert, aber auch stolz zu Harry und Pansy und machte sich mit wackeligen Knien auf zum Gryffindor-Tisch. Pansy strahlte und reckte ihm ein Daumen-Hoch entgegen. Viele Schüler waren nun nicht mehr übrig. Dann war Pansy Parkinson an der Reihe. „Wünsch mir Glück!“, flüsterte sie Harry aufgeregt zu und stolzierte nach vorne. Bei ihr jedoch fiel die Entscheidung des Hutes weitaus schneller aus als bei Draco. „GRYFFINDOR!“ Pansy warf jubelnd die Fäuste in die Luft und eilte zu Draco hinüber, der ihr mit pinken Wangen Platz machte und ihr schwungvoll auf den Rücken klopfte, als sie sich neben ihm fallen ließ. Harry war nun speiübel. Draco war sein einziger Freund, Pansy schien ebenfalls eine gute Seele zu sein, und die Vorstellung, in einem anderen Haus wieder bei null anfangen zu müssen, trieb Harry die Galle in den Mund. „Potter, Harry!“ Er trat vor, lautes Geflüster erhob sich in der Halle, Draco und Pansy sahen ihm gespannt zu. „Hat sie Potter gesagt?“ „Der Harry Potter?“ Das Letzte, was Harry sah, waren Schüler, die ihre Hälse reckten, um einen guten Blick auf ihn erhaschen zu können. Dann blickte er nur noch auf das schwarze Innere des Hutes. „Hm“, sagte eine leise Stimme in sein Ohr. „Schwierig. Sehr schwierig. Sehr viel Mut sehe ich. Ein kluger Kopf bist du. Da ist Talent, oh ja – und der Drang sich zu beweisen, wie interessant … Aber wo stecke ich dich hin?“ Harry klammerte sich an den Stuhl und dachte: „Gryffindor, ich will nach Gryffindor!“ Seine Gedanken wanderten zu Draco und Pansy, alles, was er wollte, war bei seinen neuen Freunden sein – jetzt, wo er endlich welche hatte! „Gryffindor, was?“, sagte die leise Stimme. „Bist du sicher? Du könntest groß sein, in Slytherin, es ist alles da, in deinem Kopf. Und Slytherin wird dir auf dem Weg zu wahrer Größe helfen, keine Frage. Nun, wenn du dir so sicher bist – dann wohl besser GRYFFINDOR!“, rief der Hut das letzte Wort laut in die Große Halle. Harry zog sich zitternd den Hut vom Kopf und ging mit weichen Knien zum Gryffindor-Tisch. Er war so erleichtert, einem Haus zugeteilt worden zu sein, und auch noch dem, wo sich seine neuen Freunde befanden, dass ihm gar nicht auffiel, dass er den meisten Applaus überhaupt einheimste. Pansy war aufgerückt, so dass Harry sich zwischen ihr und Draco setzen konnte, beide grinsten von einem Ohr zum anderen und beglückwünschten ihn lauthals wie der Rest des Tisches. Ein älterer Schüler, der dasselbe Abzeichen an der Brust trug wie Percy Weasley, schüttelte breit grinsend Harrys Hand. „Dandelion Greengrass, alle nenne mich Danny, Vertrauensschüler von Gryffindor! Willkommen, Potter! Willkommen!“ Er hatte kurze, leicht gelockte dunkelblonde Haare, freundliche braune Augen und ebenmäßige Gesichtszüge. Harrys Blick schweifte zum Slytherin-Tisch und fiel ihm auf, dass Rons ältere Brüder alle Teil dieses Hauses waren. Die Zwillinge Fred und George buhten lauthals, Percy schüttelte missbilligend den Kopf und schaute finster drein. Er wandte sich von den Slytherins ab und blickte zum Lehrertisch, er erkannte Hagrid, der ihm einen Daumen-Hoch gab – Harry grinste zurück. Dort, in der Mitte des Tisches auf einem großen, goldenen Stuhl, saß Albus Dumbledore. Harry erkannte ebenso Professor Quirrell, der nervöse junge Mann aus dem Tropfenden Kessel. Er sah sehr eigen aus, mit seinem großen, lilafarbenen Turban. Nur noch drei Schüler waren übrig, die einsortiert werden mussten. Lisa Turpin wurde eine Ravenclaw und schließlich war Ron Weasley an der Reihe. Zu Harrys Vergnügen war er ebenfalls ziemlich nervös und blass, als er nach vorne stolperte, um sich den Hut aufzusetzen. Er hoffte inständig, dass Ron nicht nach Gryffindor kam, zu seiner Erleichterung verkündete der Hut in kürzester Zeit „SLYTHERIN!“ Fred und George jubelten lauthals, Percy nickte zufrieden und schüttelte Ron die Hand und sprach davon, dass er sehr stolz auf seinen kleinen Bruder sei. Blaise Zabini wurde ebenfalls ein Slytherin und trottete gemächlich zu den Weasleys. Professor McGonagall rollte das Pergament ein und räumte Stuhl als auch Sprechenden Hut fort. Harry spürte seinen Magen knurren, die Kürbisspasteten, die er im Zug gegessen hatte, schienen eine Ewigkeit her zu sein. Albus Dumbledore stand auf. Er strahlte die Schüler an, seine Arme weit ausgebreitet. „Willkommen!“, sagte er. „Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir unser Bankett beginnen, möchte ich ein paar Worte an euch richten. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek! Danke!“ Er setzte sich wieder, alle klatschten und jubelten. Harry wusste nicht, ob er lachen sollte, Draco grinste jedenfalls breit und Pansy flüsterte Harry zu: „Bester Mann, Harry. Bester Mann!“ „Ist er – ein bisschen verrückt?“, fragte Harry Danny unsicher. „Verrückt?“, sagte er. „Was heißt schon Verrückt, meinst du nicht? Er ist ein Genie, ohne Frage. Genies sind meistens ein bisschen verrückt, das geht so einher. Kartoffeln, Harry?“ Harry fiel die Kinnlade herunter. Die Platten vor ihm waren wie aus dem Nichts mit Speisen gefüllt. Er hatte noch nie so viele Dinge auf einmal auf einem Tisch gesehen, die er gerne essen würde: Roastbeef, gebratenes Huhn, Schweine- und Lammhaxen, Würstchen, Bacon und Steak, Kartoffeln, Pommes und so weiter und so fort. Das Kurioseste waren allerdings Minzbonbons und noch kurioser die Tatsache, dass Draco sich eine Handvoll davon grabschte. „Ernsthaft?“, rutschte es Harry raus. Draco zuckte mit den Schultern. „Ich liebe Minze, okay? Und du musst es ja nicht essen“, sagte er gut gelaunt und legte die Bonbons neben seinem Teller ab. „Er wäre nach Slytherin gegangen, wenn es da einen lebenslangen Vorrat an Minze –“ Aber Pansys Stichelei wurde von Draco unterbrochen, als er ihr knurrend ein Minzbonbon an die Stirn schnippte. „Hey, lass das, Draco!“, mahnte Danny, doch Harry sah sehr wohl, dass er sich ein Grinsen verkniff. Harry machte sich von allem auf den Teller, das er mochte. Die Dursleys ließen ihn nicht hungern, aber auch nie essen, was er wirklich gern hatte, allen voran Dudley. „Das ist echt der Wahnsinn, denkst du nicht auch?“, sagte Harry zu Draco und nahm einen großen Bissen Lammhaxe. Draco brummte. „Jaah, ist ganz okay.“ „Ganz okay?!“ Harry sah seinen Freund erstaunt an. Was aß Draco Malfoy denn sonst, wenn das hier gerade mal als „ganz okay“ durchging?! Draco zuckte mit den Schultern. „Eben ganz okay. Hab schon besser gegessen, aber ist nicht schlecht.“ Als ihm auffiel, dass Harry ihn mit großen Augen ansah, zog er eine Augenbraue hoch. „Was denn?“ Pansy stieß Harry mit ihrem Ellenbogen an. „Hat er dir nicht erzählt, dass seine Alten Geld wie Heu haben?“ „Hab ich ihm, nur zivilisierter!“, schnaubte Draco und beäugte eine Lammhaxe kritisch. „Verstehe“, sagte Harry langsam und hatte eine vage Idee, was Draco unter gutem Essen verstand. Pansy jedoch schien völlig zufrieden. Das Besteck lag vergessen neben ihrem Teller, sie aß ihre Haxen und Pommes mit bloßen Händen. Draco sah ihr aus dem Augenwinkel dabei zu und kräuselte die Nase. Anschließend stellte sich der Fast Kopflose Nick vor, Hausgeist von Gryffindor und jammerte, da der Haus-Pokal nun sechs Jahre in Folge an Slytherin gegangen war. Harry warf wieder einen Blick zu den Slytherins. Ein hagerer Geist mit Blut bespritzter Kleidung saß neben Ron, der, wie Harry zufrieden feststellte, nicht sehr glücklich über die Sitzordnung schien. „Wieso ist der Kerl voller Blut?“, fragte Pansy neugierig. „Hab ihn nie gefragt“, antwortete Nick pikiert. Als alle so viel gegessen hatten wie sie konnten, verschwand das Essen und die Teller und Platten waren so sauber wie zuvor. Einen Augenblick später tauchten Pudding, Blöcke von Eiscreme in allen Geschmacksrichtungen, die man sich nur vorstellen konnte, Apfelkuchen und vieles mehr auf. Harry tat sich etwas Siruptorte auf, als die Gespräche sich am Tisch ihren Familien zuwandten. „Bin halb und halb“, sagte Seamus. „Mein Vater ist’n Muggel. Mam hat ihm nicht gesagt, dass sie ne Hexe ist bis sie verheiratet waren. Hat ihn ganz schön aus den Socken gehauen.“ „Dean, richtig? Wie ist das mit deinen Eltern?“, fragte Draco. „Meine Mum ist ein Muggel. Mein Vater … keine Ahnung. Er ist verschwunden, da war ich noch ein Baby. Wir wissen es nicht“, erzählte Dean und zuckte mit den Schultern. Harry sah neugierig zu Pansy. „Da Draco dich nie so richtig vorgestellt hat –“ „Stimmt!“, rief sie aus und gab Draco einen Klapps auf den Hinterkopf. „Au!“ „Was möchtest du wissen, Harry?“ Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, was du eben erzählen möchtest.“ Sie dachte kurz nach. „Hm. Draco und ich kennen uns schon seit … immer, würde ich sagen. Unsere Eltern sind seit Ewigkeiten befreundet. Sind ein bisschen wie Geschwister aufgewachsen. Wir haben uns immer gegenseitig besucht.“ „Was machen deine Eltern so?“ „Meine Mum arbeitet beim Tagespropheten als Journalistin, mein Dad ist Heiler in Sankt Mungo. Heiler sind wie Muggel-Ärzte, aber besser. Viel besser. Wenn ich so überlege, wie dieser Muggel-Junge mit dem Gips im Dorf rumlaufen musste …“ „Stimmt, Draco hat erzählt, dass ihr immer ins Dorf gegangen seid“, fiel es Harry wieder ein. Pansy nickt. „Jop, wir haben uns mit den Muggel-Kids angefreundet. Das hat einen riesen Spaß gemacht! Ich hab Fahrradfahren gelernt!“ „Du bist in einen Graben gefahren und hast es nie wieder angerührt“, unterbrach Draco sie breit grinsend. Pansy hob das Kinn. „Ich hab fünf Minuten durch gehalten, das zähle ich als Gewinn. Du hast dich nicht mal drauf getraut!“ Pansy und Draco balgten sich daraufhin und schwelgten in Erinnerungen. Harry lehnte sich schläfrig und zufrieden zurück, als sein Blick wieder nach vorn zum Lehrertisch wanderte und sein Blick bei einem fahlgesichtigen Lehrer mit fettigem, schwarzem Haar und einer Hakennase hängen blieb. Es passierte ganz schnell, der hakennasige Lehrer richtete seine schwarzen Augen auf Harry – und ein heißer, scharfer Schmerz schoss durch seine blitzförmige Narbe. „Autsch!“ Harry schlug sich die Hand gegen die Stirn. „Was hast du?“, fragte Draco besorgte, der gerade ein Minzbonbon lutschte. „N-nichts!“ Der Schmerz war genauso schnell vergangen wie er gekommen war. Schwerer abzuschütteln war jedoch der Blick, der ihm dieser Lehrer zugeworfen hatte – Harry hatte das Gefühl, dass der Mann ihn nicht ausstehen konnte. „Wer ist der Lehrer, der sich mit Professor Quirrell unterhält?“, fragte Harry Danny. „Ah, du kennst Quirrell also schon. Der Lehrer neben ihm ist Professor Snape. Er unterrichtet Zaubertränke, aber jeder weiß, dass er hinter dem Posten „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ her ist. Er weiß wohl erschreckend viel über die dunklen Künste.“ Harry behielt Snape noch eine Weile im Auge, aber der sah nicht mehr zu ihm hinüber. Schließlich verschwanden auch die Desserts und Dumbledore stand wieder auf. „Nun, noch ein paar Worte, jetzt, wo wir alle gut gefüttert und gewässert sind. Erstklässler mögen bitte zur Kenntnis nehmen, dass der Wald für Schüler verboten ist, und einige ältere Schüler täten gut daran, sich ebenfalls daran zu erinnern.“ Dumbledores funkelnde Augen blitzen zu den Weasley-Zwillingen. „Mr Filch, unser Hausmeister, hat mich ebenfalls darum gebeten euch daran zu erinnern, dass Magie auf den Korridoren nicht gestattet ist. Die Auswahl der Quidditch-Spieler findet in der zweiten Schulwoche statt. Jeder, der Interesse daran hat für sein Haus zu spielen, soll sich bitte bei Madam Hooch melden. Und zum Schluss möchte ich euch mitteilen, dass der Korridor im dritten Stock zur rechten nicht betreten werden darf, außer, ihr wünscht einen sehr qualvollen Tod zu sterben.“ Harry lachte, aber damit war er einer der wenigen. „Das meint er doch nicht ernst, oder?“, murmelte er Danny zu. „Doch, denke schon“, sagte Danny und grinste schief. „Normalerweise sagt er uns auch, was uns umbringen wird. Der Wald ist voller mordlustiger Viecher, das weiß jeder. Er hätte wenigstens uns Vertrauensschülern sagen können, was mit dem Stockwerk los ist.“ „Und nun, bevor wir zu Bett gehen, lasst uns alle noch etwas singen!“, rief Dumbledore. Harry fiel auf, dass das Lächeln der anderen Lehrer aufgesetzt wirkte. Das Lied hatte einen eher lustigen Text und in der Halle herrschte eine Kakophonie an Klängen, da jeder in seiner Lieblingsmelodie singen sollte. Die Weasley-Zwillinge gaben das Lied als Trauermarsch zum Besten. Anschließend wurden sie zu Bett geschickt. Die Gryffindor-Erstklässler folgten Danny durch die schnatternde Menge, raus aus der Großen Halle und eine große, weiße Marmortreppe hinauf. Harrys Beine waren bleischwer, dieses Mal allerdings, weil er so müde und voller Essen war. Er war so schläfrig, dass es ihn noch nicht einmal überraschte, dass die Leute in den Porträts sich bewegten und redeten. Sie bestiegen mehr und mehr Treppen, gähnend und schlurfend; Harry fragte sich schon, wie viel weiter hinauf es noch ging, als sie alle plötzlich anhielten. Ein Paar Gehstöcke schwebten in der Luft über ihnen, als Danny einen Schritt auf sie zuging, stürzten die Stöcke sich auf ihn. „Darf ich vorstellen? Peeves“, erklärte Danny den Erstklässlern. „Ein Poltergeist.“ Er erhob die Stimme. „Peeves, alter Knabe. Wo steckst du?“ Ein lautes Furzgeräusch ertönte. „Na, na, nicht vor den Erstklässlern, das hatten wir doch schon“, sagte Danny milde. Mit einem Plopp tauchte ein kleiner Mann auf, mit fiesen Augen und einem breiten Mund. Mit gekreuzten Beinen schwebte er über ihnen in der Luft und drückte die Gehstöcke an sich. „Oooooh!“, sagte er und kicherte bösartig. „Kleine Erstklässler! Welch ein Spaß!“ Er schoss aus dem Nichts auf sie zu, alle duckten sich. „Lass es gut sein, Peeves. Oder muss ich den Blutigen Baron Bescheid geben?“, sagte Danny ruhig. Peeves streckte ihm die Zunge heraus und verschwand und ließ die Gehstöcke auf Cole Spencers Kopf fallen. „Haltet euch von Peeves lieber fern“, sagte Danny als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Der Blutige Baron ist der einzige, der ihn im Griff hat. Er hört auf niemanden sonst. Und da sind wir auch schon.“ Am Ende des Ganges hing das Porträt einer sehr beleibten Frau, gekleidet in einem pinken, seidigen Kleid. „Passwort?“, fragte sie. „Caput Draconis“, sagte Danny, das Porträt schwang zur Seite und gab den Blick auf ein rundes Loch in der Wand frei. Alle quetschten sie sich durch – Draco blieb hängen und wäre beinahe hingefallen, Pansy lachte ihn lauthals aus, er boxte sie anschließend wütend – und schon fanden sie sich alle im Gryffindor-Gemeinschaftsraum wieder. Es war ein gemütlicher, runder Raum, vollgestellt mit knautschigen Sesseln. Danny wies den Mädchen und Jungen den Weg zu ihren getrennten Schlafsälen. Der Weg dorthin bestand aus einer Wendeltreppe – ganz offensichtlich befand sich das Haus Gryffindor in einer der Türme des Schlosses. Im Schlafsaal angekommen, sah Harry fünf Himmelbetten mit tiefroten Samtvorhängen. Ihr Gepäck ist bereits nach oben gebracht worden. Zu müde um sich noch großartig auszutauschen, schlüpften sie in ihre Pyjamas und fielen in die Federn. „Nicht Slytherin … Wenn meine Eltern das hören …“, murmelte Draco und lächelte matt. „Ah, Trjegul. Ja, du kannst auf meinem Bett schlafen. Nein, nicht in die Decke krallen, wie oft muss ich dir das noch sagen?!“ Harry wollte Draco noch fragen, ob seine Siruptorte zu Hause besser schmeckte als die von Hogwarts, aber ihm fielen augenblicklich die Augen zu. Vielleicht hatte Harry zu viel gegessen, denn er hatte einen äußerst merkwürdigen Traum über Quirrells Turban, der ihm sagte, er müsse nach Slytherin wechseln und Draco, der ihm erklärte, sie hätten beide einen Fehler gemacht und müssten tun, was der Turban befahl. Dann war da viel grünes Licht, zitternd und schwitzend wachte Harry auf. Er drehte sich um und schlief wieder ein und als er am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich an den Traum schon gar nicht mehr erinnern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)